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SKINNY PUPPY - HanDover

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Artist SKINNY PUPPY
Title HanDover
Homepage SKINNY PUPPY
Label SPV
Leserbewertung
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7.5/10 (81 Bewertungen)

Eine SKINNY PUPPY-CD zu rezensieren ist fast so schwer wie eine Doktorarbeit zu schreiben. Zu eigenwillig und verschachtelt präsentieren sich die Kunstwerke der beiden Cevins, was u.a. zur Folge hat, dass ich zwar selbstredend alle ihre Veröffentlichungen besitze, aber bis zum heutigen Tag z.B. „Last Rights“ und „The Greater wrong of the right“ nicht ertragen kann und jeweils maximal fünfmal in meinem Leben gehört habe. Andererseits ein Album wie „The Process“, das ich jahrelang förmlich gehasst habe, irgendwann bei mir Klick gemacht hat und nun zu meinen Alltime-Faves gehört.

Auch ihr neues Werk „HanDover“ erwies sich als anfangs unverdaulicher Happen, an dem man sich zu verschlucken schien. Die ersten Hörversuche in der Online-Bemusterung erzeugten blankes Entsetzen bei mir. Ein Abend, an dem das Album dann mehrere Stunden am Stück durchlief, hatte reinste Verzückung zur Folge, während die erste Runde im CD-Player wieder Ernüchterung folgen ließ. Knapp vier Wochen nach Veröffentlichung und unzähligen Runden im Player habe ich nun das Gefühl, dass mir die Klangwelt von „HanDover“ einigermaßen erschlossen ist und mein Eindruck ist, dass es die logische Fortsetzung von „Mythmaker“ ist, einige Überraschungen inklusive. Insgesamt präsentiert sich „HanDover“ speziell auf den ersten vier Songs als äußerst fragiles, nachdenkliches und beinahe depressives Werk, gerade „Wavy“ und „AshAs“ sind dermaßen melancholisch in ihrer Gestaltung, dass man fast anfangen möchte zu heulen und sich fragt, was den beiden wohl bei der Produktion durch den Kopf gegangen ist. Beide Tracks nehmen den Faden auf, den „Haze“ und „Jaher“ auf „Mythmaker“ begonnen haben. Fast schon poppig der nächste Titel „Gambette“, er geht gleich ins Ohr und macht Laune, zu Zeiten von „Bites“ oder „ViviSectVI“ hätte man sich so einen SKINNY PUPPY-Song niemals vorstellen können. Was „Politikal“ auf dem Vorgänger war, scheinen hier „Icktums“ und „Vyrisus“ darzustellen, gerade „Vyrisus“ ist für mich DAS Highlight dieser VÖ. In sämtlichen Phasen meiner Annäherung an das Kunstwerk hatte er immer einen Sonderstatus inne, das Stück hat Drive, Tempo und rockt die Tracklist ungemein. Mit „I‘mmortal“ und „Politikal“ steht er für mich für die neuen Hits von SKINNY PUPPY, aber immer mit der Frage im Hinterkopf, ob sie irgendwann mal mit Songs wie „Worlock“, Testure“ , „Smothered Hope“ oder „Assimilate“ in einem Atemzug genannt werden, oder immer „Außenseiter“ bleiben werden? Ebenfalls richtig Laune macht „Village“, auch einer der treibenden Sachen auf „HanDover“, der gleichzeitig auch exemplarisch für die Unberechenbarkeit dieses Werkes und den Überraschungsfaktor steht. Der Grundbeat erinnert sehr stark an die DOWNLOAD-Komposition „Glassblower“, er stammt aber nicht wie vermutet von Key, sondern wurde nur von OHGR und Walk erschaffen, während man bei dem für mich unerträglichen „Brownstone“ vermutet hätte, dass es sich um einen Song vom letzten OHGR-Album handelt, aber nur Key für die Produktion verantwortlich zeichnet. Anfangs nervig, präsentiert sich „Point“ im Verlauf ebenfalls als sehr vielschichtig entwickeltes Lied.

Während viele Bands der „Szene“, zu der sich SKINNY PUPPY wahrscheinlich nicht mal mehr zugehörig fühlen, seit vielen Jahren stagnieren und jedes Album gleich klingt, pfeifen SKINNY PUPPY auf die Gewohnheiten und Erwartungen ihrer Fans und produzieren weiterhin das, was sie unter ihrer Message zeitgenössischer, wahnsinniger und unberechenbarer elektronischer Musik verstehen. Respekt!

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