
Artist | SUEDE |
Title | Autofiction |
Homepage | SUEDE |
Label | BMG |
Leserbewertung |
Zweifellos zählen SUEDE zu den Wegbegleitern des Britpops und wenn OASIS und BLUR nicht gekommen wären, gälten die Jungs um die beiden Bandgründer Brett Anderson (Gesang) und Mat Osman (Bass) jetzt vielleicht als DIE Britpop-Kapelle. Ende der Achtziger gegründet, veröffentlichte die Combo bis zu ihrer Auflösung 2003 fünf Alben, von denen die ersten vier im heimischen Großbritannien Gold und „Coming Up“, Langrille Nr. 3, sogar Platin-Status erreichte. Dann war die Luft allerdings irgendwie raus und man trennte sich bis zur Reunion 2010. Drei weitere Platten erschienen, wobei der letzte Studio-Output „The Blue Hour“ aus 2018 etwas aus dem Rahmen fiel und vom Fronter Brett selbst als ‚ein wenig obskur‘ bezeichnet wurde. Inzwischen waren die Herren Anderson und Osman gemeinsam mit ihren Mitstreitern Simon Gilbert (Drums), Richard Oakes (Gitarre) sowie Neil Codling (Keys & Gitarre) wieder im Studio und ihr neunter Streich „Autofiction“ erblickt morgen das Licht der Plattenläden.
Um es gleich vorwegzunehmen: SUEDE haben quasi noch mal alles auf Anfang gedreht und dürften mit dem Ergebnis insbesondere ihre Fans der ersten Stunde begeistern. Denn tatsächlich schaffen es die Herrschaften, die mittlerweile zwischen Mitte 40 und Mitte 50 sind, jede Menge vom Spirit der frühen SUEDE-Geschichte wiederzuerwecken. Gut, die Probleme sind andere, wie sie mit dem rumpeligen „Personality Disorder“ oder dem bass-getriebenen New-Wave-Dancefloor-Filler „Shadow Self“ zu berichten wissen. Aber älter sind wir ja schließlich alle geworden und ganz sicher möchte ich nicht wieder „15 Again“ sein, kann mich aber immer noch für die Musik begeistern, mit der ich seinerzeit sozialisiert wurde. Und so hat mich der Fünfer schon mit dem überschwänglichen Opener „She Still Leads Me On“ und das geradezu hymnische „The Only Way I Can Love You“ beißt sich ebenfalls umgehend in den Gehörgängen fest. „That Boy On The Stage“ ist genau der SUEDE-Swagger, den die Fans zuletzt vermisst haben – inklusive Eierkneifer-Vocals der Rampensau Anderson! Derweil schlägt „Drive Myself Home“ leisere Piano-Klänge an und präsentiert sich nachdenklich, ehe „Black Ice“ druckvoll übernimmt und sich gemächlich ins Hirn frisst. Für „It’s Always The Quiet Ones“ greifen SUEDE abermals zum großen Britpop-Besteck, bevor „What Am I Without You?“ große Emotionen offeriert und „Turn Off Your Brain And Yell“ auf der Zielgeraden ein letztes Mal auf die Tanzfläche bittet.
Zuletzt habe ich SUEDE 2011 auf der Bühne erlebt und ich kann sagen, dass „Autofiction“ Lust darauf macht, sich die Truppe erneut live und in Farbe anzusehen. Genau dies haben die Londoner wohl bezweckt, denn sie wollten auf ihrem jüngsten Baby genau die Kraft einfangen, die sie als Band on stage entwickeln. Ursprünglich wollten sie dafür sogar ihr „Zurück-zu-den-Wurzeln“-Prinzip soweit treiben, dass sie Gigs unter falschem Namen gespielt und an Talentwettbewerben teilgenommen hätten. Das war dann aber ganz offensichtlich nicht nötig, die Songs strotzen auch so voller Energie und Spielfreude – und klingen nach einem Neustart, auch wenn der Sound angenehm vertraut wirkt.
Hinterlassen Sie einen Kommentar.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.