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THE ART OF NOISE - Who’s Afraid of the Art of Noise (CD/ DVD)

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Artist THE ART OF NOISE
Title Who’s Afraid of the Art of Noise (CD/ DVD)
Homepage THE ART OF NOISE
Label ZANG TUUM TUMB
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Wirft man einen Blick auf die Musiker, die sich hinter THE ART OF NOISE verbargen, dann weckt der Name Trevor Horn zwangsläufig zwiespältige Gefühle. Einerseits muss man ihm attestieren, dass er ein begnadeter Produzent ist, auf dessen Konto zahllose Hits gehen. Andererseits bedeutet seine Beteiligung für neue Bands oftmals einen grandiosen Charterfolg mit anschließendem Todesstoß. FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD ist ein Beispiel, die bereits mit dem zweiten Album „Liverpool“ in der Bedeutungslosigkeit versanken, was man auch von PROPAGANDA sagen muss, die nach „A Secret Wish“ nie wieder von sich reden machten und deren Frontfrau Claudia Brücken seitdem einige ambitionierte Werke vorgelegt, von denen aber die breite Öffentlichkeit nur wenig mitbekommen hat. Eine der wenigen Ausnahmen war und ist ABC, die sich zwar in der Popwelt über die Jahre hinweg ganz passabel halten konnten, aber nie wieder ein so perfektes Album wie „The Lexicon of Love“ vorlegten. Selbst eine so altgediente Formation wie YES hat ihren größten kommerziellen Erfolg „Owner of a Lonely Heart“ Trevor Horn zu verdanken, obwohl (oder gerade weil?) der Song so gar nichts von den pompösen Werken hatte, für die YES eigentlich bekannt sind. Sogar Horns eigener Band THE BUGGLES war nur ein kurzes Leben beschieden, und auch wenn sein Hit „Video Killed the Radio Star“ zu einem ewigen Klassiker wurde, ließ er musikalisch viel ehrgeizigere Kompositionen wie „Elstree“ oder „I Am a Camera“ völlig in Vergessenheit geraten.

Ein weiteres seiner Projekte war in den 80ern die Gruppe THE ART OF NOISE, die mit avantgardistischen Synthesizerklängen kurzzeitig auf sich auf aufmerksam machen konnte. Wesentliches Merkmal waren dabei Samples, die mit dem zu der Zeit aufkommenden Fairlight-Synthesizer aufgezeichnet und beliebig variiert werden konnten. Gemeinsam mit Anne Dudley (die später bekannte Soundtracks komponieren sollte), Gary Langan und J.J. Jeczalik schuf Horn eine Band, die sich genauso gesichtslos gab wie die RESIDENTS, um die Trennung zwischen dem Künstler und seinem Werk verwischen zu lassen. Mit „Who’s Afraid of …“ liegt jetzt zum ersten Mal das reguläre erste Album von ART OF NOISE auf CD vor, das mit den unvergessenen Tracks „Beat Box“, „Close (To the Edit)“ und „Moments in Love“ aufwarten kann. In der gleichen edlen Aufmachung, in der zuletzt auch andere auf Horns eigenem Label ZTT erschienene Alben wiederveröffentlicht wurden, erfährt nun auch das wichtigste TAON-Werk eine angemessene Würdigung. Ergänzt werden die ursprünglich neun Tracks durch zwei Live Sessions, die 1984 und 1985 bei der BBC aufgenommen wurden, außerdem wird man mit einer DVD verwöhnt, die verschiedene Videoclips zu den ursprünglichen Singles und seltene Live-Aufnahmen zu bieten hat.

An Frische und Originalität hat „Who’s Afraid of …“ auch nach weit über zwanzig Jahren nichts verloren, zugleich wird aber auch deutlich, warum THE ART OF NOISE relativ schnell wieder in der Versenkung verschwunden sind und warum die Coverversionen „Peter Gunn“ (mit Gitarrenlegende Duane Eddy) und „Kiss“ (das wohl beste Coverversion eines PRINCE-Songs, vorgetragen von Tom Jones) heute deutlicher in Erinnerung sind als zum Beispiel „Close (to the Edit)“. So originell die „Lärmkünstler“ bei ihrem Debüt auch waren, so wenig Abwechslung findet sich insgesamt auf diesem Album. Das Konzept des Samplens wird hier so ins Extrem getrieben, dass man mit „Who’s Afraid of …“ eigentlich alles gehört hat, was THE ART OF NOISE zu bieten haben. Weniger wäre hier seinerzeit mehr gewesen, und das hätte der Band möglicherweise auch ein längeres Leben beschieden.

Aber wie eingangs schon erwähnt: Einer der Macher war Trevor Horn, und der Mann hat nun mal die Gabe, einem Debütanten das Beste zu entlocken, was der zu bieten hat – mit dem großen Haken, dass eine Steigerung nicht möglich ist. Doch das ändert nichts daran, dass „Who’s Afraid of …“ ein wichtiges Zeitzeugnis ist, welches in keiner elektronisch gefärbten CD-Sammlung fehlen sollte.

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