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THE SATURNETTES - s/t

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Artist THE SATURNETTES
Title s/t
Homepage THE SATURNETTES
Label YLÄKULO TUOTANTO/ THE VELVET BEAT
Leserbewertung
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8.3/10 (8 Bewertungen)

Es ist eine musikalische Wundertüte der besonderen Art, die THE SATURNETTES mit ihrem Debütalbum aufmachen. Das musikalische Grundgerüst der vier Finnen legt Drumcomputer „Beat Pest“, aber trotz der synthetischen Basis und vielerlei Elektroelemente ist der Sound dank der Rockgitarren und dem hervorragenden Harmoniegesang dann doch ganz und gar organisch, handgemacht und quicklebendig.

Es fängt ganz verhalten an, dieses Album, mit einem sanften Computerbeat und ein paar Klavierakkorden, die sich zu einem Monstersong steigern, wie ihn THE CURE an einem besonders freundlichen Tag zu ihrer „Disintegration“-Zeit hätten schreiben können: „Dunkelbunt“ ist eines dieser melancholischen Liebeslieder mit Gänsehautgarantie, die das Gefühl unbestimmter Sehnsucht schon allein durch ihre Melodie vermitteln. Zu der Düsternis des frühen Gothic geht es auch am Schluss des Albums wieder zurück, wenn die Saturnettes mit „Dietrich“ den Geist von JOY DIVISION heraufbeschwören – dräuend, düster, spannungsgeladen und hypnotisch. Zwischen diesen beiden dunklen Pfeilern lauern allerdings Popsongs von ungewöhnlicher Brillanz, Schönheit und Vielseitigkeit, in denen sich – neben vielen anderen Einflüssen – vor allem zwei gegensätzliche Stile miteinander paaren: der Neunziger-Britpop mit seinen großen Gesten, lauten Gitarren und hymnischen Melodien, und der Achtziger-Wave mit seinen kühlen Rhythmen, Synthesizern und kargen Arrangements.

Dass dieser Spagat so problemlos gelingt, liegt vor allem an den Songs selbst, an den aufrüttelnden, mitreißenden, schlicht großartigen Melodien. Songwriter und Gitarrist Jann Wilde, der sein Talent für klischeefreie, lupenreine Popsongs schon auf drei Alben unter eigenem Namen unter Beweis gestellt hat, tritt allerdings als Sänger der Saturnettes zunehmend zurück, um Keyboarderin Henrika ans Mikrofon treten zu lassen, und Bassist Kaide rahmt sie beide perfekt mit einem sicheren, sauberen Falsett ein: Die Harmonie der drei unterschiedlichen, aber bestens zueinander passenden Stimmen prägt den Sound der Band ebenso wie Gitarrist Robin, der immer dann, wenn die Saturnettes Gefahr laufen, zu nett und zu poppig zu werden, die richtige Portion Ruppigkeit in den Mix gibt. Seine gefühlvollen, fließenden Soli stehen dabei immer im Dienst des großen Ganzen, und das ist typisch für die Saturnettes: Alle vier sind Teamplayer, denen es nicht um Selbstdarstellung geht, sondern eben um die Songs: Sie sind die eigentlichen Stars auf dieser Platte.

Und diese Stars leisten es sich, alle ein bisschen anders zu sein – die Bandbreite reicht von straighten, druckvollen Rocksongs wie „Cadillac“ oder „Too Many Cocktails“ über verträumte Liebeslieder wie „Sleeping With The Roses“ bis zum BLONDIE-Wave von „Girl Named Sue“. Und es gab schon lange keine Songs mehr mit besseren Refrains als „Jello“ und „Lavatories“. Dieser Eklektizismus birgt natürlich seine Risiken: Die Saturnettes machen keine Musik für eingefahrene Geister, die sich aus dem eigenen Genre-Ghetto nicht hinaustrauen. Ihre Art von Indiepop verlangt offene Ohren.

Die Schublade, in die diese Band passen würde, ist noch nicht erfunden. Aber vielleicht würde es sich lohnen, eine für sie aufzumachen – ein paar mehr Bands von diesem Kaliber würden nicht schaden.

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