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THE SUNWASHED AVENUES - Cult of the Black Sun

VN:F [1.9.22_1171]
Artist THE SUNWASHED AVENUES
Title Cult of the Black Sun
Homepage THE SUNWASHED AVENUES
Label DIRTY & WEIRD
Leserbewertung
VN:F [1.9.22_1171]
10.0/10 (4 Bewertungen)

Seit meinem zwecks Rezension notwendigen Aufeinandertreffen mit THE WAY OF PURITY fühlte ich mich gegen jegliche Form verquerer Weltanschauung ausreichend gewappnet. Doch was mir THE SUNWASHED AVENUES nun an bezaubernder Geschichte auftzuischen versuchen, scheint mein Bewusstsein wieder zur Transzendenz auf eine ganze andere, bizarre Ebene der Vorstellung zu zwingen. Während mich die ganz unkonventionell geschminkten (gehen bemalte oder verhüllte Gesichter mit dystopischen Prophezeiungen eigentlich generell einher?) fünf Visagen aus der vagen Dunkelheit her anstarren, lasse ich das innerhalb eines offensichtlichen Endzeit-Szenarios verpackte Konzept des dem Albumtitel entsprechenden Kultes der schwarzen Sonne ganz gemächlich auf mich wirken. Verrückte Schweizer…

Dem fein rausgeputzten und mit Black Metal-lastigem Cover bestückten Gerüst liegt eine entsprechend wirre und musikalisch kaum definierbare Reise in das Reich der Züricher Allesrocker zu Grunde. Das Label nennt es „melodramatic death rock“, wenn man es mit Klassifizierungen nicht so genau nimmt, darf man einfach das ebenfalls verwendete Etikett Crossover stehen lassen. Denn es kumulieren verschiedenste Fragmente der modernen Gitarrenmusik, die hier in einem überwiegend progressiven Gewand präsentiert werden, zu einem Sammelsurium MASTODONscher Schrammel-Labyrinthe, Melodiegetränkten Post-Rocks und -Hardcores sowie der angesprochenen Melodramatik entsprechender klagender und gehauchter Gesänge. Was trotz solider technischer Kompetenz fehlt, ist der kompositorische Feinschliff, der sich nunmal nicht einfach aus solch einer Anhäufung ergibt. Die Tiefe, die man schließlich von einem angeblichen Meisterwerk erwartet, kann nur phasenweise durchschimmern, etwa bei der düsteren Orgel-Orgie „1979“ und dem ausgewogen träumerischem Instrumental „Their faces turned into smiles when the wind ate up their brains“ (irrer Titel, oder?). Trotz verwinkelter Strukturen kann mit einem Hauch mathematischen Wahn das Werk nur durchschnittlich unterhalten, wohl weil vergleichsweise oberflächlich gearbeitet und mit Innovation sparsam umgegangen wird. Zudem fehlt es Sänger Francos Kratzstimme an notwendiger Überzeugunskraft, die melodramatische Komponente kann so nur mäßig bedient werden. Mit den verwendeten drei Standardinstrumenten (wer auch immer sich um die Elektronik kümmert…) klappt das eindeutig besser, so dass man mit „Manha do carnaval“ zum Ende der Platte ein immerhin 10 Minuten langes Monstrum ausgräbt, das das zuvor Gehörte noch einmal in gestärkter Form auf den (wenn auch sehr lang gezogenen) Punkt bringt: dunkler Pop-Gothic ringt mit Riffstarkem Post-Gesäge um die letzte Chance, das Siegertreppchen zu besteigen, bevor schließlich beide von der bedrohlich aus der Tiefe krächzenden Doom-Kreatur verschlungen werden. Wahnsinn…

Nichtsdestotrotz bleiben die Ansprüche von THE SUNWASHED AVENUES mit „Cult of the Black Sun“ unerreicht. Die sehr soliden Ansätze lassen zunächst nur erahnen, was da in Zukunft noch kommen könnte. Wer in progressiven Gefilden beheimatet ist, sollte die Schweizer Weirdos aber ruhig im Blickfeld behalten.

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