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THE SUNWASHED AVENUES - s/t

VN:F [1.9.22_1171]
Artist THE SUNWASHED AVENUES
Title s/t
Homepage THE SUNWASHED AVENUES
Label EIGENPRODUKTION
Leserbewertung
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9.0/10 (3 Bewertungen)

Was soll man von einer CD halten, zu der ein Tütchen mit Tabletten mitgeliefert wird? „Satt hört man besser“? „Bei eventuell auftretenden Ohrenschmerzen bitte zur Linderung einnehmen“? Oder gar „Hör’ es dir gar nicht erst an sondern verabschiede dich gleich jetzt von der Welt“? Wirklich zutreffend ist allerdings nichts von alledem, zumindest wenn auf dem im Comic-Look gehaltenen Cover des dahinter verborgenen Tonträgers THE SUNWASHED AVENUES steht. Dabei handelt es nämlich sich um das selbstbetitelte Debüt der 4 Schweizer, deren musikalische Ausrichtung doch recht unkonventionell ist.

Ist der Rundling erstmal in Rotation geraten, macht sich in einem schon recht schnell das mulmige Gefühl breit, besagte Tabletten versehentlich vielleicht doch eingeworfen zu haben. Doch vom Gegenteil überzeugt, legt sich die Panik zugunsten einer skeptischen Haltung gegenüber den akustischen Strömungen aus den Boxen. Der Opener „Get up & Let Die“ beginnt nämlich gleich mit ziemlich kreischigem Gesang und aufwühlendem Gitarren-Geriffe. Schon recht früh fällt auf, dass man auf Eingängigkeit keinerlei Gedanken verschwendet hat, sondern simpel betrachtet erstmal vornehmlich „Lärm“ macht. Ein bisschen Struktur kommt dann mit dem zweiten Stück rein: „Satan on a Silverplate“ beginnt mit stilvoller Coolness dank des dezenten Drummings und verfolgt dann grob Pfade, auf denen auch ALEXISONFIRE von Zeit zu Zeit mal schreiten. Der Wechsel zwischen dem extrem nasalen Gesang von Mikro-Mann Lt. Columbo, den Shouts und den Sprachpassagen gefällt von Mal zu Mal besser; man muss sich allerdings auch erstmal überwinden, wenn man für Derartiges nicht auf Anhieb zugänglich ist. Ähnlich verhält es sich auch bei dem folgenden „Goodbye Forever“, wo neben dem ganz ordentlichen Riffing vor allem der Gesangsrhythmus dem Rezipienten zumindest kurzweilig ein wenig Entspannung gönnt. Hauptsächlich wird allerdings lieber „gestresst“, so auch beim sehr rockigen „Real Stoner“, der dann klar macht, wann so etwas wirklich gut hörbar ist: alleine im Auto, ein wenig Nebel, Regenwetter, die Lichter der anderen Verkehrsteilnehmer, Laternen und Ampeln spiegeln sich im Asphalt wider – ich hab’s erlebt, probiert’s aus! Und auch der vorletzte der insgesamt sechs Songs „Afterburner“ verdient sich nicht gerade das Prädikat „Sommerhit“, wenngleich auch er aber seinen gewissen Charme hat. Zum Ende wird man dann allerdings doch noch zumindest ein Stückweit aus seiner vernebelt Welt gerissen, da „Maelstrom of Delay“ durch sein vordergründiges Riff mal ein wenig aufrüttelt und Dynamik mit rein bringt, welche dann vom Rest des Klangwerkes auch bereitwillig adoptiert wird.

Musik zum entspannen, zum zurück lehnen, Chillout und Erholung – all das findet man bei THE SUNWASHED AVENUES nicht! Es ist eher aufwühlender Melo-Rock mit Stresser-Core-Anleihen, dessen Aussage und wahre Pracht sich nicht jedem sofort erschließen mag – man muss da schon einen gewissen Hang zu haben. Technisch gesehen hat das Erstlingswerk (welches übrigens auch sehr Soundtrack-kompatibel wäre) aber Hand und Fuß, die Produktion hätte an manchen Stellen ruhig etwas satter ausfallen können, geht aber völlig in Ordnung. Musikalisch kann man dem Eidgenossen-Quartett Können und vor allem eine künstlerische Ader alle Mal unterstellen, vor allem aber ein hohes Maß an Coolness, welche bei den Kompositionen definitiv stets mitschwebt und sich so auch seinem eigenen Ich überlässt – das trifft man ja ab und an auch mal wieder ganz gerne.

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