
Artist | THE WHO |
Title | Quadrophenia (Deluxe Edition) (2-CD) |
Homepage | THE WHO |
Label | POLYDOR |
Leserbewertung |
THE WHO, hat Pete Townshend kürzlich im New Musical Express gesagt, haben nur drei wirklich herausragende Alben gemacht – „Tommy“, „Who’s Next“ und „Quadrophenia“. Vielleicht ist dieses Doppelalbum aus dem Jahr 1973 sogar die Platte, die besser als alle anderen einfängt, was den Geist von THE WHO ausmacht.
Die vorliegende Deluxe Edition orientiert sich, so nah es bei einer CD möglich ist, an der Ausstattung der ursprünglichen Vinyl-Doppel-LP, bei der ein aufwändiges Booklet in Text und Fotos die Geschichte zu „Quadrophenia“ erzählte, von Jimmy dem Mod, der nicht nur schizophren, sondern quadrophen ist und vier Persönlichkeiten in sich spürt. Die Schwarzweißfotos sind ein idealer Begleiter, um sich in das England der 1960er-Jahre zu versetzen, ein graues, heruntergekommenes Land, dreckig und kalt, das den Eindruck vermittelt, als sei der Zweite Weltkrieg erst gestern zu Ende gegangen. Zwar ist die Umgebung ist nicht entscheidend für Jimmys Probleme, verstärkt sie aber, und ganz genauso verstärken auch die Bilder die Kraft der Musik.
„Auf dem Original-Album haben THE WHO die Maxime aufgestellt, dass energetische, musikalische Wut die ganze Bandbreite menschlicher Emotion vermitteln kann“, sagt Townshend in seinem Kommentar zur Neubearbeitung, und spätestens, wenn man „Love Reign O’er Me“ hört, diesen großartigen, einsamen Schrei nach Liebe, kann man nicht anders, als ihm beizupflichten. Im neuen Mix tritt allem die Wucht und Kraft von Roger Daltreys Gesang tritt klar hervor, und das Schlagzeug bei „The Rock“ vermittelt auch auf einer normalen Stereoanlage einen großartig räumlichen Klang. Dass diese Platte nicht zeitlos klingt, ist den damals so angesagten Synthesizerklängen geschuldet, die „Quadrophenia“ eindeutig in den Siebzigern verorten, aber das tut dem Ausdruck und der Wahrhaftigkeit der Songs keinen Abbruch.
Ergänzt wurde das Original-Album um zehn Demos, und hier gibt es einige Überraschungen – beispielsweise die Funk-Einflüsse, von denen die hier enthaltene Fassung von „The Real Me“ geprägt ist. „Punk“ fällt in der Demoversion wesentlich gitarrenorientierter und ruppiger aus, ebenso wie „Love Reign O’er Me“, das prächtig ohne die Synthesizer auskommt, während Townshend sich als Sänger zwar wacker schlägt, aber letztlich doch nicht an Daltreys Stimmgewalt herankommt. Spannend sind die Titel, die es nicht aufs Originalalbum schafften – das packende „Anymore“, in dem sich Jimmys Verzweiflung offenbart, wurde aus Platzgründen weggelassen, ist aber in seinem kargen Arrangement – Daltrey, Klavier und Gitarre – unbestritten großartig, während „Is It Me?“ die rhythmische Struktur aufgebrochen hätte, die „Quadrophenia“ schließlich erhielt. Zu den Demos finden sich im Booklet ausführliche Erläuterungen zu den Arrangements und vor allem auch zur Entstehung der Geschichte mit ihren Figuren und später verworfenen Seitenlinien.
Etwas unglücklich ist lediglich die Aufteilung des Materials auf die zwei CDs: „Quadrophenia“ ist nun mal ein Konzeptalbum, das mit „Love Reign O’er Me“ zu Ende ist – dass sich hier danach die Demos anschließen, die man vielleicht doch weniger oft hören möchte als das Album an sich, ist eher unpassend. Sie komplett auf eine Bonus-CD auszulagern, wäre vielleicht nicht so ökonomisch gewesen, hätte aber die Geschlossenheit der Originalplatte bewahrt.
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