
Artist | THE WOUNDED KINGS |
Title | Visions In Bone |
Homepage | THE WOUNDED KINGS |
Label | CANDLELIGHT RECORDS |
Leserbewertung |
Ich habe an dieser Stelle bereits mehrfach über das starre stilistische Korsett des traditionellen Doom Metal philosophiert und verschiedene Bands für ihren Umgang mit demselben gefeiert oder kritisiert. Die seit 2004 aktiven und leider nun, just zwei Wochen vor Erscheinen ihres fünften Full Length-Albums „Visions In Bone“ schweren Herzens aufgelösten THE WOUNDED KINGS aus dem englischen Dartmoor nennen einen derart üppigen Klangkörper ihr Eigen, dass sie eigentlich Gefahr laufen müssten, ihrer Musik durch zu enges Schnüren der Korsage die Luft zum Atmen zu nehmen. Glücklicherweise begehen sie diesen Fehler nicht, sondern lassen ihren heißen Rundungen ausreichend Platz, sich zu entfalten und in voller Pracht vom Hörer bewundert zu werden.
Gleich der erste – mit knapp 14 Minuten durchaus episch bemessene – Track „Beast“ ist ein flammendes Statement in dieser Hinsicht und schlägt die Brücke von ur-englischen BLACK SABBATH-Einflüssen, die ich so authentisch schon sehr lange nicht mehr gehört habe, zu den frühen PINK FLOYD, als wäre es die einfachste Sache der Welt. Der sich vom stampfenden Downtempo-Headbanger über wunderschöne Psychedelic-Flächen zur furiosen Instrumental-Elegie wandelnde Song stellt zum einen das technische Können der vier Herren eindrucksvoll unter Beweis (besonders die Gitarrenfraktion spielt wie entfesselt), zum anderen ist er der Beginn einer 48-minütigen musikalischen Reise, die einen an die spektakulärsten Spots in der Welt der düsteren Riffs führt. Das folgende „Vultures“ kommt aufgrund extrem dicker Eier sehr breitbeinig daher und groovt dabei dermaßen heavy, dass der Kopf unwillkürlich mehr als nur taktvoll nickt. Ähnliches gilt im Grunde für „Kingdom“, dass aber versponnener ist und unter seinem süßlich riechenden, grünen Spacerock-Nebel sanfte Erinnerungen an frühe MONSTER MAGNET und in einigen Passagen sogar Psych-Stoner-Vertreter wie die seligen SUNGRAZER wachruft. Mit „Bleeding Sky“ wird die Rückfahrt in die dunklen Gewässer von SAINT VITUS und den bereits genannten Urvätern des ganzen Sumpfes eingeläutet und das finale „Vanishing Sea“ (wie passend für den letzten Song des letzten Albums einer Band) zieht noch einmal alle Register und jagt einem einen wohligen Schauer nach dem nächsten über den Rücken.
Alles in allem ist „Visions In Bone“ ein von Durchlauf zu Durchlauf immer weiter wachsendes Machwerk, weil es in höchstem Maße sowohl originär als auch originell ist und mit einer unglaublichen Vielseitigkeit glänzt, dabei aber stets seinen eigenen Sound behält. Nach der mittlerweile sechsten Rotation für mich persönlich das beste Doom-Album der letzten Jahre. Höchstwertung und tiefe Trauer um diese großartige Band.
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