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TOMORROW’S EVE - Mirror of Creation

VN:F [1.9.22_1171]
Artist TOMORROW’S EVE
Title Mirror of Creation
Homepage TOMORROW’S EVE
Label SOURCE OF DELUGE RECORDS
Leserbewertung
VN:F [1.9.22_1171]
9.5/10 (2 Bewertungen)

Abgedroschene Sprüche tun weh und sie tun noch mehr weh, wenn sie wahr sind (weil das unsere düstere Ahnung bestätigt, dass die ganze Welt um uns herum eine recht abgedroschene Angelegenheit ist). In dieser Hinsicht beginnt diese Kritik gleich ziemlich schmerzvoll, denn TOMORROW’S EVE sind tatsächlich deswegen so stark, weil sie ihre Schwächen kennen.

So besitzt Sänger Peter Webel (der inzwischen von dem mit einem unwahrscheinlichen Namen gesegneten Rouven Bitz von Warchild ersetzt wurde) weder die ätherische Klarheit eines Steve Hogarth, noch verfügt er über eine selbst in schwindelerregenden Höhen noch druckvolle Stimme wie die eines James LaBrie und auch der Rest der Band bricht zu kaum einem Moment dieses Albums irgendwelche Geschwindigkeitsrekorde oder legt Rhythmen hin, zu deren Verständnis man einen Großrechner bräuchte. Was nicht heißen soll, es handle sich hier um Hamburger Schrammelpop – der Fokus liegt bloß nicht auf Kraftmeierei, sondern auf tollen Arrangements mit vielen starken Hooks. Der überwiegende Teil der Stücke ist sehr lang, doch beherrschen TOMORROW’S EVE die Kunst der Dramaturgie so gut, dass nichts verschachtelt wirkt, sondern wie aus einem Guss. Bemerkenswert auch, dass die Band keine Sampler oder elektronisches Zierwerk braucht, um eine Ahnung der Zukunft zu vermitteln: Zu den repetierenden Gitarrenläufen von „Optimization“ sieht man die 1en und 0en geradezu von oben nach unten über den Bildschirm laufen.

Die neue deutsche Prog-Rock Schule? Das wäre nun vielleicht ein bisschen zu abgedroschen und in seiner eingeschränkten Perspektivität auch nicht ganz wahr. Man muss ja nicht für alles schreierische Begriffe finden. Nach 70 Minuten ununterbrochenem Riffing endet das Album mit einer sanften Melodie wie aus einer Spieluhr und sie hallt länger nach als so mancher Schrei. Das neue deutsche Understatement vielleicht.

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