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TRIBE OF CIRCLE - Children of a weakened God

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Artist TRIBE OF CIRCLE
Title Children of a weakened God
Homepage TRIBE OF CIRCLE
Label WKN
Leserbewertung
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6.0/10 (1 Bewertungen)

Ich muss zugeben, dass mich die neueste Veröffentlichung von Mastermind Jean-Paul Antelmi definitiv nicht umhaut vor Begeisterung. „Children of a weakened God“ ist zwar ziemlich perkussionslastig, aber selbst das ist bei mir noch kein Garant für ein superbes Urteil. Herr Antelmi scheint ein recht sympathischer und redegewandter Zeitgenosse zu sein, wenn man Interviews mit ihm liest, oder auch nur mal die „fuck off“-Liste seines Booklets durchsieht. Dort wettert er unter anderem gegen die Besatzung Tibets, Woody Allen und verlorene Dinge, die man aufgrund Platzmangels nicht mehr findet. Auch die Verwendung eines Francois-Villon-Epitaphs (siehe „Frères humains … frères enemis“) ist noch nicht gleichbedeutend mit unvergleichlicher Qualität – ja selbst nicht die Kollaboration mit Halbgott Simone „Hellvis“ Salvatori von SPIRITUAL FRONT, der offenbar auf allen Hochzeiten tanzt, die sich bieten. Dieser singt, bzw. spricht die zweite Stimme bei „Tabula rasa“, man kann auch sagen, er ist der einzige, der auf dem Album überhaupt akustisch und textlich zu verstehen ist. Denn es gibt zwar zu „Children of a weakened God“, „Tabula rasa“ und zur Hommage an Villon gesungene Lyrics, allerdings ist die Stimme von Antelmi so leise abgemischt, dass sie unverständlich bleibt. Er könnte auch das aktuelle Fernsehprogramm rezitieren – es fiele nicht auf; was ich aber sehr schade finde, denn knapp eine Stunde lang ist mir das Getrommel fast schon zu monoton. Beim ersten Durchgang hab ich die CD auch ehrlich gesagt noch zu leise gehört, was übrigens auch keinen Spaß macht.

Das Problem ist, dass das Album trotz aller Minuspunkte nicht einfach schlecht ist. Es hat mehrere wirklich gute Passagen und gerade die letzten beiden Lieder nach „Tabula rasa“ (welches wie eine Zäsur wirkt) machen es hörenswert. Denn „L’une on l’autre de nos failles“ wartet mit Streichern, Klavier und Dramatik auf und kumuliert dann in panischem Frauengeschrei. „In dulce jubilo“ wird gar mit Herzklopfen aufgepeppt, der im Verlauf ein recht ungesund wirkendes Tempo annimmt; dazu erklingt eine Gruppe Menschen, die das „Vater unser“ auf englisch beten – und zwischendurch wird noch Benny Goodmans „Sing, sing, sing“ bemüht, was zusammen sehr gut klingt. Oft werde ich die zehn Tracks hindurch an Filmsoundtracks erinnert, vielleicht zu so alten italienischen Horrorfilmen. Hinweisen möchte ich noch auf den unglaublich dämlichen Titel „Algolagnia spaltung delight“ – ich gebe zu, dass ich Algolagnie nachsehen musste, aber mein Fremdwörterlexikon hat mich nicht im Stich gelassen: es handelt sich hierbei um einen medizinischen Ausdruck für sexuelle Lustempfindung beim Erleiden oder Zufügen von Schmerzen. So, wieder etwas gelernt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich bei „Children of a weakened God“ in meinen Augen um kein herausragendes Opus handelt. Vor dem Kauf würde ich auf jeden Fall reinhören und mich nicht vom netten Cover beeinflussen lassen, auf welchem man Delville-mäßig verknotete Menschenleiber erkennen kann, oder davon, dass es von Mr. BLUTHARSCH herausgebracht wird.

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