
Artist | TWO WITCHES |
Title | Saints & Sinners |
Homepage | TWO WITCHES |
Label | AUSFAHRT MUSIKVERLAG |
Leserbewertung |
Ganz ehrlich? Die Tatsache, dass sowohl Anne Nurmi (LACRIMOSA) als auch Ville Valo (HIM) einmal bei TWO WITCHES mehr oder minder aktiv waren, machte mir die finnische Gothband nicht gerade sympathisch, wenn mir der Name in den Medien begegnete. Wahlberliner Jyrki Witch hingegen ist mir zumindest als regelmäßiger K17-DJ durchaus geläufig. Gibt es da eine bessere Chance als eine wohlsortierte Best-Of, um sich doch noch mit dem Material aus nunmehr 17 Jahren Bandgeschichte vertraut zu machen? Das Doppelpack „Saints & Sinners“ machts also möglich.
CD Nummer eins ist die „Newbie“-Zusammenstellung, ein Querschnitt durch 8 Alben und diverse EPs. Die Vinylveröffentlichungen früher Jahre wurden allerdings kaum berücksichtigt, im Fokus liegt der Zeitabschnitt von 92-04. Und das ist Oldschool-Gothrock feinster Machart, mit den typischen jammernden Gitarrenläufen, verquickt mit etwas härteren Riffs. Frau Nurmi hält sich sangestechnisch bei den älteren Songs erfreulicherweise brav im Hintergrund und Jyrki überrascht durch die erstaunliche Variabilität seiner Stimmbänder. Irgendwo zwischen Krächzen, cleanem Gesang und wirklich dramatischen Stimmbandorgien pendelt das Spektrum. Fünfzehn Tracks bieten hier ein weites Feld zum wildern und auch, wenn die Tracklist nicht chronologisch geordnet ist, so lässt sich doch die musikalische Entwicklung innerhalb der Band gut nachvollziehen. Mein spontaner Lieblingssong: die Piano-Version von „May You be in Heaven“, welches balladesk beginnt und sich zum furiosen Finale hinrockt.
CD Nummer zwei ist dann eher die Fancompilation. Hier finden sich frühe Releases, Remixe durch bekannte Namen wie PROJECT PITCHFORK, SUSPIRIA und SOIL&ECLIPSE, Samplerbeiträge, Coverversionen („Madman“ von DAVID BOWIE“ oder „King Volcano“ von den Goth-Urvätern BAUHAUS) und Kollaborationen mit anderen Künstlern wie GINTONIC oder NYX. Auch Busenfreund, DJ-Kollege und SEPULCRUM MENTIS-Sänger Martin Kasprzak durfte mitmischen und so findet das bisher unveröffentlichte „Judgement Day“. Und auch wenn die gesamte Scheibe deutlich elektronisiert klingt, so fällt dieses Stück am meisten auf: durch die Verwendung finnischer, deutscher (mit – beabsichtigt! – ganz fürchterlicher Aussprache) und englischer Textteile und die eher untypische Instrumentierung, welche den Song fast schon in den Industrialrock stürzt. Nach ebenfalls 15 Tracks ist Schluss mit lustig und Zeit für ein Fazit.
Welches da wäre: Clevere Strategie, Herr Witch! Es gibt nicht viele Best-Ofs, welche Neueinsteiger und alte Hasen gleichermaßen anzusprechen vermögen. Entweder gewinnt die eine Zielgruppe kein realistisches Bild von dem Schaffen des Künstlers, oder die andere Zielgruppe hat das alles schon im Schrank stehen. Bei dieser Doppel-CD muss keiner auf den Gedanken kommen, abgezockt zu werden, für alle Wünsche ist ausreichend gesorgt. Und qualitätsmäßig ist ohnehin alles im grünen Bereich. Ob nun Heilige oder Sünder: Zuschlagen!
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