VENDEMMIAN - One In A Million

Guten Gothic mit melancholischen Gitarren gibt es heute leider viel zu selten. Und vor diesem Hintergrund kann man sich natürlich freuen, dass VENDEMMIAN immer noch die Fahne hochhalten und das tun, wofür sie sich seit Anfang der Neunziger einen Namen gemacht haben: „One In A Million“ klingt original so, als hätten wir immer noch 1986 und die beiden Briten seien die kleinen Geschwister aus der Familie der SISTERS, THE MISSION oder ALL ABOUT EVE. Was durchaus schön ist, zumal für die Nostalgiker unter uns. Kritische Geister mögen vielleicht anmerken, dass man nach fast zwanzig Jahren auch ein bisschen mehr Eigenständigkeit hätte entwickeln können. Aber wir wollen mal nicht kleinlich sein.

Und zwar vor allem deswegen nicht, weil es auf „One In A Million“ eine ganze Reihe wirklich gute Songs zu entdecken gibt. „Heaven“ ist eine großartige Verzweiflungshymne, mit herrlich singenden Gitarren und einem schönen Drive, „I’m Falling“ beste Powermelancholie, und „Innocent“ kommt mit einem gelungenen Riff und einfallsreichen Schlagzeugmustern daher. Überhaupt verstehen sich VENDEMMIAN großartig darauf, spannungsgeladene Strophen in mitreißenden Refrains auslaufen zu lassen und bei allen Songs das Energielevel gleich bleibend hoch zu halten, mit schön pulsierendem Bass und treibendem Schlagzeug. Tanzbarkeit ist garantiert, aber das Gefühl kommt nicht zu kurz. Die ganz offensichtlichen Anleihen, wie der Mandolinensound beim Titelsong, der ein bisschen sehr THE MISSIONs „Severina“ heraufbeschwört, hätten vielleicht nicht nötig getan, stören aber auch nicht weiter. Und ein langsames Atmosphärenmonster wie das abschließende „Sea Of Colours“ kann man ganz abseits aller Vergleiche einfach genießen.

Sicher keine Platte, die Rockgeschichte schreiben wird. Aber „One In A Million“ hat Seele und Gefühl und ist sicher etwas für die Sehnsüchtigen, die der guten alten Zeit hinterher trauern, als Gothic noch kein Lifestyle war.

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