VI - De Praestigus Daemonum

Eine neuere Bewegung im Black Metal ist der sogenannte „orthodoxe Black Metal“. Zum ersten Mal ins Spiel gebracht von COUNTESS nutzen seitdem besonders französische Bands wie DEATHSPELL OMEGA, AOSOTH oder eben VI diesen Begriff für die Belesenheit und den Tiefgang ihrer Musik. So beschäftigten sich Sänger l.NR und Multi-Instrumentalist Balrog auf ihrer EP „De Praestigus Daemonum“ besonders mit den Werken von Johann Meyer, einem niederländischen Okkultisten aus dem 16. Jahrhundert.

Musikalisch ist diese EP allerdings ein Paradebeispiel dafür, dass es nicht immer sinnvoll ist, zu viele Projekte laufen zu haben. Balrog betreibt ein gleichnamiges Projekt, ist aber zustzlich auch bei AOSOTH und ABORTED aktiv. Besonders die musikalische Verwandschaft zu AOSOTH ist deutlichst zu bemerken. Das soll nun wahrlich nicht bedeuten, dass vorliegende VÖ schlecht zu nennen wäre. Die Musik treibt bösartig nach vorne, die verzerrten Slide-Riffs fressen sich unbarmherzig und hypnotisch ihren Weg in die Gehörgänge und geringe Tempi-Wechsel und die punktuell eingestreuten Schlepp-Passagen reichen aus, um die sicherlich gewollte Eingängigkeit bzw. die zermürbende Sound-Monotonie aufzulockern. Die hin und wieder verwendeten Samples eines orthodoxen Kirchen-Chors des Kremls sorgen zudem für eine kranke und sehr wirkungsvolle Atmosphäre.

So bieten VI einen wirklich guten Einstand, keine Frage. Allerdings ist dieser, wie schon erwähnt, sehr nah an AOSOTH gehalten und offenbart dazu gerade bei den Riffings öfters mal Einflüsse von DEATHSPELL OMEGA. Deshalb kann man sich nur wünschen, dass VI in ihrem weiteren Schaffen ein wenig mehr Eigenständigkeit entwickeln, denn ein Projekt, das sich zu sehr an den eigenen anderen musikalischen Inkarnationen bewegt, ist sicher nicht Sinn der Sache.

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