
Artist | VINTERSORG |
Title | Solens Rötter |
Homepage | VINTERSORG |
Label | NAPALM RECORDS |
Leserbewertung |
Lange schon drangen keine Neuigkeiten mehr aus dem Hause VINTERSORG vor, doch nun ist es soweit: Mastermind Andreas Hedlund, der sein Bandprojekt ja seit diversen Jahren um Gitarrist Matthias Marklund erweitert hat, hat fleißig am neuen Album gebastelt. „Solens Rötter“ – auf deutsch etwa „Ursprung der Sonne“ – erscheint beim Stammlabel Napalm Records. Im Vorfeld ist deutlich geworden, dass sich die Band musikalisch wieder in Richtung der frühen Werke bewegen wird. Dabei wurde allerdings immer wieder deutlich betont, dass es sich beim neuen Album nicht um die zweite Version des Glanzstückes „Till Fjälls“ (1998) handeln wird.
Zugegeben – es war nicht wirklich Liebe auf den ersten Blick. Um genau zu sein empfand ich das Album beim ersten Hören an vielen Stellen als überaus sperrig. Gleich beim ersten Song musste ich die ersten 30 Sekunden immer wieder von vorne antesten, weil ich manchmal wirklich das Gefühl hatte, mich irgendwie verhört zu haben: Denn im aus Akustikgitarren und gezupften Violinenklängen gestalteten Prelude klingen die Drums verdammt noch mal nach Drum ’n’ Bass Breakbeat! So sind auch die Titel in ihrer Gesamtheit ziemlich unruhig, oft passiert einfach zu viel auf einmal: der mehrstimmige cleane Gesang, der manchmal auch elektronisch verzerrt wird, tritt neben den Growls in Erscheinung, wird durchaus aber auch zeitgleich eingesetzt. Zudem werden die verschiedensten Sounds miteinander kombiniert, und so ist neben den handelsüblichen Instrumenten auch schon mal der Klang einer Harfe, von Violinen, Flöten und etwas Dudelsack-Artigem zu vernehmen. Nicht zu vergessen die alles in allem dann doch noch recht dezenten Synthesizer-Sounds, die unter anderen Umständen allerdings auch auf einem Tonträger aus dem Bereich Wave oder Trance hätten untergebracht werden können. Der technisch-progressive Einfluss der letzten Alben von VINTERSORG ist also nicht zu leugnen. Insgesamt eine vielfältige aber zugleich unübliche Mischung, die leider auch das Potenzial mit sich bringt, für den Hörer anstrengend werden zu können. Auch finde ich, dass einige Arrangements zu experimentell sind und einfach nicht zueinander passen wollen. So ist die Struktur der einzelnen Stücke dann auch nie so recht vorhersehbar – was generell ja ein deutlicher Vorteil ist, sich hier aber manchmal als störend entpuppt und mein Hörvergnügen doch getrübt hat. Die Stil- und Tempowechsel innerhalb eines Songs können schon mal arg abrupt sein!
Auch ich würde „Solens Rötter“ nicht mit „Till Fjälls“ gleichsetzen wollen, wobei die stilistische Rückbesinnung schon deutlich wird: VINTERSORG hat sich wieder verstärkt den Elementen der Folkmusik hingewendet und auch die Texte, die zwischenzeitlich ja mitunter auch mal zum Englischen übergewandert waren, werden nun erneut komplett in Schwedisch verfasst. Das Album klingt insgesamt wieder ziemlich rockig, der Rhythmus der Kompositionen ist meist dynamisch und schwungvoll. Die Folk-Einflüsse zeigen sich wohl in erster Linie in den Melodien, wobei sich viele von diesen allerdings als recht flüchtig erweisen. Nur einige wenige haben sich direkt in meinen Gehörgang eingegraben – dafür dann aber umso nachhaltiger! Selbst, wenn sich der Stil also deutlich annähert und sich einige Elemente ähneln, so ist das Neulingswerk weitaus weniger hymnisch als „Till Fjälls“, dieses Monumentale fehlt irgendwie. Zumal „Solens Rötter“ stilistisch viele progressive Elemente bspw. des 2002er-Albums „Visions from the Spiral Generator“ übernommen hat.
Nachdem ich das Album nun aber schon diverse Male durch habe, kann ich ihm immer mehr abgewinnen. Interessanter Weise mag ich nun besonders den Opener „Döpt I En Jökelsjö“, der mich anfangs noch so sehr irritiert hatte. Aber auch die anderen Stücke werden nun insgesamt zugänglicher und zwischendurch höre ich vermehrt wirklich schöne Passagen und Melodiebögen heraus, die sich mir anfangs noch nicht so recht erschließen wollten. Was zum Kuscheln ist übrigens auch dabei: mit „Stråler“ (zu Deutsch so etwas wie „strahlen“) lässt sich bestimmt der eine oder andere laue Frühlingsabend noch ein wenig pimpen.
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