VNV NATION - Electric Sun

VNV NATION zählen seit mehr als 30 Jahren zu den Speerspitzen der alternativ-elektronischen Musik und dürfen auf keinem Düster-Festival fehlen. 1990 gründete Mastermind Ronan Harris das Future-Pop-Projekt und arbeitete von 1995 bis 2017 gemeinsam mit dem groß gewachsenen Mark Jackson, der insbesondere fürs elektronische Schlagwerk zuständig war, während der gebürtige Dubliner und Wahlhamburger Ronan als charismatischer Fronter in der ersten Reihe stand und immer noch steht. Aktuell befindet sich Harris mit seinem 15. Album „Electric Sun“ auf Europa-Tour, leider habe ich den Bielefelder Gig am 10. März aufgrund eines plötzlichen Wintereinbruchs nicht wahrnehmen können und war deshalb umso gespannter auf die neue Konservenkost, die fünf Jahre nach dem letzten Studio-Output „Noire“ von der Fangemeinde sehnlichst erwartet wurde.

Um es gleich vorwegzunehmen: Ronan Harris hat seine Anhängerschaft nicht enttäuscht und erneut ein Meisterwerk geschaffen, das in seinem Genre Maßstäbe setzt. Gleich mit dem eröffnenden, eindringlichen Titeltrack „Electric Sun“ nehmen VNV NATION gefangen – ein Zustand, der bis zum letzten Akkord des finalen „Under Sky“ erhalten bleibt! Der Sound wirkt wie die opulente Musik zu einem Film, der noch gedreht werden muss, ehe die druckvoll-hymnische Vorab-Single „Before The Rain“ ein erstes Mal auf den Dancefloor bittet. Dort fühlt sich auch das orchestrale „The Game“ wohl und mit „Invictus“ schließt sich ein Stomper an, der aus gutem Grund auf der aktuellen Setlist steht. Die Nummer geht in Herz und Bein, was im Übrigen auch für „Artifice“, das bereits zum Tour-Hit gewordene, extrem lebendige „Prophet“ und das symphonische „Wait“ gilt. Mit „In The Temple“ gibt es zudem auch ein intensives Instrumental und auch das fast schon sakrale „At Horizon’s End“ wartet mit einer enormen Intensität auf, für die sich Ronan im Live-Vortrag zweifellos die gebotene Aufmerksamkeit ausbitten wird. Derweil übernimmt das nachfolgende „Run“ im Midtempo abermals mit einer enormen Energie, die sich schließlich in den wummernden Beats von „Sunflare“ entlädt, ehe „Under Sky“ den bunten Reigen mit zarten Melodien und einem Meer aus Streichern ausklingen lässt.

Insbesondere der Abschluss lässt an das 2015er „Resonance – Music for Orchestra Vol. 1“ denken, das VNV NATION gemeinsam mit dem FILMORCHESTER BABELSBERG aufgenommen haben. Gleichzeitig beweist Ronan Harris mit „Electric Sun“, dass er bislang noch nicht alle Facetten seines Könnens gezeigt hatte und präsentiert sein Future-Pop-Projekt organischer, symphonischer und lyrisch direkter als dies bei den bisherigen Veröffentlichungen der Fall war. Der Mix aus Licht und Schatten, gefühlvollen Songs und treibenden Tanzflächenfüllern ist dabei gewohnt gekonnt und so darf der Silberling, der zudem in einer hochwertigen Ausführung daherkommt, schlicht und ergreifend als rundum gelungen bezeichnet werden. Kein Wunder, dass es für „Electric Sun“ aus dem Stand auf #4 der Charts ging!

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