
Artist | VNV NATION |
Title | Matter and Form |
Homepage | VNV NATION |
Label | ANACHRON SOUNDS |
Leserbewertung |
VNV NATION sind zurück! Drei Jahre nach Veröffentlichung ihres Erfolgsalbums „Futureperfect“ (Platz 26 der deutschen Albumcharts), 3 überaus erfolgreichen Singles mit Top-Platzierungen in den DAC, ihrer reichlich verspäteten, aber dafür um so besseren und erfolgreicheren DVD „Pastperfect“ (Platz 3 der Deutschen Musik DVD Charts) und zahlreichen Erfolgstouren durch Deutschland, Europa und die ganze Welt vor durchweg ausverkauften Hallen, melden sich Mark Jackson und Ronan Harris mit einem neuen Album zurück. „Matter and Form“ haben sie die neue CD getauft, und genau darum geht es in den 10 Tracks dieses Werkes auch: Eine ausgezeichnete musikalische Form mit hoher lyrischer Wertigkeit..
Die CD ist auch gleichzeitig die dritte offizielle Veröffentlichung des hauseigenen Labels Anachron Sounds nach „Honour 2003“ und der „Pastperfect“. Aus Angst vor illegaler Vorveröffentlichung in den zahlreichen mp3-Tauschbörsen des WWW hat man nur eine Promo-CD mit angespielten Tracks verschickt – mit Ausnahme der Single „Chrome“. Das ist einerseits verständlich, aber andererseits macht es die Sache für den Rezensenten nicht gerade einfacher. VNV NATION zeichneten sich schon immer dadurch aus, dass in ihren Stücken, die selten kürzer als 4 oder 5 Minuten waren, zahlreiche unterschiedliche Parts und Variationen auftraten, die man anhand von 9 Stücken auf der Promo, die nur 2 oder 2,5 Minuten lang sind, schlecht erfassen kann. Ich kann die Entscheidung von Harris, Jackson und dem Rest von Anachron Sounds gut verstehen, nur ist es so schwierig, ein fundiertes Urteil fällen zu können, trotzdem will ich mein Glück versuchen. Vorab noch eine weitere persönliche Bemerkung: Ich habe mich wirklich schwer getan beim Hören und Abwägen von „Matter and Form“. Anfangs fand ich nur schwer Zugang zu vielen Stücken, obwohl die meisten der Tracks ziemlich eingängig sind. Nach rund einem Dutzend Hördurchgängen in verschiedenen Stimmungen und zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten hat es aber dann „Klick“ gemacht! VNV haben ihren Stil verändert und weiterentwickelt, sie sind sich in ihren Stimmungen und ihrem Gefühlsausdruck treu geblieben, aber sie haben viele neue Elemente in ihrem neuen Werk aufgenommen. Ronan hat dies in den vielen Interviews der letzten Zeit in den großen Zeitschriften der dunklen Szene auch explizit geäußert: „Für mich ist Matter And Form ein sehr großer Schritt in eine andere Richtung, denn keines der Stücke auf dem Album klingt wie ein typischer VNV NATION-Song. Es gibt sehr viele Einflüsse aus verschiedenen Underground- und Alternative Stilrichtungen, … […] Es hört sich nicht wie eine typische EBM-, Electro- oder Gothic-Scheibe an, sondern ist etwas ganz Eigenes. …“ (zitiert nach ORKUS Nr.03 – März 2005, S.33).
Genau das wollte Ronan auch. Er wollte weg von den leider recht ausgelatschten Pfaden des Futurepop und ein Album hinlegen, das anders klingt und den Stil von VNV verändert. Das ist ihm auch gelungen, nicht zuletzt wegen der Mitarbeit eines externen Produzenten namens Gerrit Frerichs (HUMATE), der die Endproduktion und den Mix von „Matter and Form“ begleitet hat. Von den 35 Tracks mit denen Ronan ins Studio ging, gelangten letztendlich nur 10 auf das Album, was noch einiges an B-Seiten oder vielleicht sogar eine EP erwarten lässt…
Die CD beginnt mit der aktuellen Single „Chrome“, die seit rund 4 Wochen legal gegen Bezahlung aus dem Netz geladen werden kann. Es handelt sich um einen knalligen, tanzigen Track mit einem Rhythmus, der geradewegs in die Beine geht. Wie zu erwarten, mausert er sich langsam zum neuen Clubhit in den dunklen Tanzveranstaltungen im ganzen Land. Der zweite Track „Arena“ bildet den ersten der beiden unangefochtenen Höhepunkte auf „Matter and Form“. Es ist ein sehr schönes ruhigeres Stück mit langen Tranceflächen zum Träumen, Hören und Tanzen, ausgestattet mit einer wunderschönen Melodie und klasse Gesang. VNV, wie man sie kennt und liebt! Das dritte Stück „Colours of Rain“ ist das düsterste, langsamste und traurigste Lied des Albums, nur mit sanften Streicherklängen und E-Piano unterlegt. Darauf folgt „Strata“ ein weiterer kommender Clubhit der tanzbaren Art, welcher „Chrome“ in nichts nachsteht. Dieser Track erinnert sehr an die Frühphase von Mark und Ronan bzw. ihre „Advance & Follow“ oder „Praise The Fallen“-Zeit. „Strata“ bildet die logische Überleitung zu „Interceptor“, einem klaren, nach vorne gehenden Tanztrack im Stile von Harris’ Mix von DAFs „Der Sheriff“. Die Komposition geht monoton und geradwegs auf die Tanzfläche und in den Gehörgang. Die zweite Hälfte des Albums wird an sechster Stelle von „Entropy“ eingeleitet, welches einige vielleicht schon auf dem aktuellen Zillo-Sampler gehört haben könnten. Es erinnert stark an die B-Seite der „Honour 2003“-Single „Secondskin (spoken)“: düster und kalt. Es erinnert an die frühen Tage des EBM und dürfte auch Electroheads gefallen, die bisher mit VNV nicht so viel anfangen konnten. Die folgende Synthiepop-Nummer „Endless Skies“ bildet das Gegengewicht dazu. Sie hat starke Anleihen an „Airships“ und zaubert mit genialer Melodie, dem einfühlsamen Gesang und einem tiefsinnigen Text eine wunderschöne Atmosphäre. Der nachfolgende achte Track „Homeward“ bildet den zweiten Höhepunkt des Albums. Eine herausragende Melodie wurde mit langen Tranceflächen und Streichersamples kombiniert und so zu einem der schönsten Werke, die Harris je geschrieben hat. Damit kommen VNV an „Further“ ran! Die kommende Fan-Hymne?
Die beiden abschließenden Tracks „Lightwave“ und „Perpetual“ werden für einigen Gesprächsstoff in der Szene und unter den Fans sorgen, da dies die untypischsten Stücke auf „Matter and Form“ sind. Ersteres ist sehr trancig ausgefallen und am Untergrund-Techno orientiert (ähnlich „Honour 2003)“ und letzteres ist sehr experimentell und verschachtelt geraten, was trotzdem einen eingängigen Schlagzeug-Rhythmus mit einschließt, nur leider passen Melodie bzw. Gesang nicht ganz mit dem Rest des Tracks überein. An diesem Stück werden sich die Geister scheiden.
So stark wie befürchtet, und wie es auf den ersten Höreindruck scheint, sind die Veränderungen im Grunde nicht. VNV sind ihrer Grundstimmung und ihrem Kernausdruck treu geblieben, auch wenn sich ihr Klang sehr gewandelt hat. Hört euch die CD an und gebt ihr eine Chance, Ronan und Mark werden euch nicht enttäuschen! Live kann man sich in den nächsten Wochen auch noch ein Bild von den neuen Stücken und dem veränderten Stil machen, da sich die beiden zur Zeit auf einer ausgedehnten Deutschland-Tournee befinden.
Da bleibt mir nur noch eins zu schreiben: Victory Not Vengeance!
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