
Artist | VNV NATION |
Title | Of Faith, Power and Glory |
Homepage | VNV NATION |
Label | ANACHRON SOUNDS |
Leserbewertung |
Unsere beiden Lieblingselektroniker Ronan und Mark (mittlerweile quasi domestiziert) bieten ihrer dunklen Gefolgschaft nun wieder ein schmackhaftes elektronisches Mahl zwischen Pathos und Melancholie – auf sauber konstruierten Beats versteht sich. Konnte man bereits mit dem Vorgänger einen sehr achtbaren Platz in den Charts erreichen, klopft „Of Faith, Power and Glory“ nun bereits mit dem Holzhammer an die Top Ten, ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Schon etwas überraschend für eine ursprünglich reine Szene Band, der mittlerweile auch brave Hausfrauen und viele Fitness Junkies verfallen sind (die Songs werden aufgrund ihrer sauberen Strukturiertheit gerne in Spinning Kursen verwendet, kleiner Exkurs meinerseits). Dabei hat man sich musikalisch gar nicht so sehr verbogen, vor ein paar Jahren hätte man das Genre noch stolz Future Pop genannt, diese Bezeichnung ist ja mittlerweile etwas schlecht beleumundet. Jetzt ist es halt eingängiger, tanzbarer, meist flotter Electro mit den für Ronan Harris so typischen Gesangslinien. Und ein paar leichten Modifikationen im Sound verglichen mit den Vorgängern.
So hat man sich ein ganz klein wenig in Richtung „Alternative/ Pop“ entwickelt, ohne allerdings auch nur ansatzweise APOPsche Ausmaße zu erreichen, also keine Panik werte Puristen. Tracks wie „The Great Divide“ oder „Where There is Light“ spielen ein wenig mit angedeuteten (synthetisch erzeugten) Gitarren, verlassen die übliche Melodieführung ein wenig, was aber absolut glaubwürdig und im Kontext der Scheibe auch sehr gelungen rüber kommt. Artwork, Themen und Intro sind natürlich mal wieder archetypisch und würden auch jeder Neofolk Combo gut zu Gesicht stehen, mit so etwas die Charts aufzurollen, zaubert ein spitzbübisches Lächeln auf mein Gesicht. Quasi der lyrische Wolf im Schafspelz, genau wie Ronan trotz seines etwas bulligen Charmes die Liebenswürdigkeit in Person ist. Man kann ihn schon vor dem geistigen Auge auf der Bühne rumtoben sehen, wenn er mit seinen typischen Posen absolut klassische VNV-Hits der Sorte „Sentinel“ oder „In Defiance“ zum Besten geben wird. Und die Masse antwortet geschlossen mit einem gewaltigen „No Surrender“… ja die beiden wissen, was sie ihren Fans schuldig sind. Und so stromlinienförmig und auch vorhersehbar solche Stücke sind, so gern erhebt man seine eigene Pathos-getränkte Stimme und stimmt mit ein. Dazu noch 1.5 Balladen („From My Hands“, das düstere „Ghost“), etwas Rave und ein traurig klimperndes Piano zum nicht weniger traurigen Titel „Tomorrow Never Comes“.
VNV NATION haben ihre Hausaufgaben gemacht, soundtechnisch natürlich erhaben, gut ausproduziert und kompositorisch weiterhin einzigartig, ohne allerdings großartige Experimente zu wagen. Ecken und Kanten sucht man hier musikalisch vergebens, die verstecken sich eher hinter Ronans Weltschmerz, der trotz der bisweilen fast fröhlichen Athmo an allen Ecken und Enden durchsickert. Wer bis jetzt Fan geblieben ist, erhält hier ein weiteres Qualitätswerk zum träumen, tanzen und nachdenken. Und wenn ein paar Normalos infiziert werden, kann das Abendland vielleicht doch noch gerettet werden. Pro Victoria – Pro VNV Nation!
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