
Artist | WALTARI |
Title | Blood Sample |
Homepage | WALTARI |
Label | DOCKYARD 1 |
Leserbewertung |
Unzählige Jahre schon beackern die Finnen WALTARI das weite Feld des Crossovers, und ihre kommerziell besten Zeiten haben sie lange hinter sich gelassen. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass vorliegendes Album schon 2005 aufgenommen wurde, aber erst jetzt einen deutschen Vertrieb erhielt. Das aufstrebende Dockyard 1-Label scheint so langsam eine Sammelstätte für altgediente Recken zu werden, siehe auch MYSTIC CIRCLE oder SHELTER. Die neunte Studioscheibe um den charismatisch-verrückten Kärtsy währt immerhin auf den Kopf 79 Minuten, wann bekommt man schon einmal so viel value-for-money? Inhaltlich steckt dieses Mal sogar ein Konzept hinter den 17 Tracks (aufgeteilt in 2 Parts), die titelgebenden „Blood Samples“ beziehen sich nämlich darauf, dass man aus den unterschiedlichsten Städten/ Ländern Europas jeweils musikalische Inspiration (mithin also Blutproben) bezog.
Mit dem Opener „Helsinki“ beginnt man die Reise da, wo es üblicherweise losgeht: In der Heimat. Folglich klingt der Track schwermütig und enthält auch mal wieder finnische Vocals in den Strophen. Leider ist das Ganze nicht allzu mitreißend ausgefallen, zumal die Produktion ein wenig steril wirkt. „Not enough“ folgt mit einem schön poppigen Refrain, für den man die Band in all der Zeit so lieben gelernt hat, bevor „Too much emptiness“ die Punk ’n’ Roll-Karte recht überzeugend ausspielt. Der erste richtige Knaller ist „New York“, was ja nun offensichtlich nicht in Europa liegt, wie mancher jetzt anmerken mag. Der Sänger erklärt dazu, dass hier die Verbindung zwischen neuer und alter Welt liegt, womit dem Track quasi eine Sonderstellung zukommt. Musikalisch eine wilde Rundreise ausgehend vom 80er Speed Metal über SLAYER-Riffs, einem nachfolgenden fast blackigen Brutalopart bis hin zu Moshcore im Stile von M.O.D.. Gleich danach wieder eine smoothe Komposition mit Rap Parts, engstirnige Metal Heads wurden von den Skandinaviern noch nie bedient. Aber so vollkommen schrankenlos wie beim Vorgänger „Rare Species“ agiert man heuer nicht mehr. Erst „Digging Inside“ stellt die Elektronik richtig in den Vordergrund, die sich bis dahin den Gitarren unterordnen musste. Danach beginnt Teil 2 des Werks, 9 weitere Songs, 9 weitere kleine Experimente in Sachen Stil. Hier überzeugt vor allem das sehr 80er-inspirierte „Aching Eyes“, bei dem stimmlich teilweise die guten alten Goth Rock-Heroen Pate standen. Bei „Back to the Audio“ gibt es sogar eine Art PRODIGY-light auf die Gehörmuscheln.
Also alles ganz nett, ganz fluffig, ganz variabel. Konnte man von WALTARI eigentlich auch nicht anders erwarten, ein wenig weniger wäre hier aber vielleicht doch mehr gewesen, für 79 Umdrehungen reichen die Ideen nicht ganz, und man hätte stattdessen richtig gute 50 Minuten auf dem Silberling gehabt. Auch so aber für Fans sicher unverzichtbar, wenngleich das Quartett schon mal frischer geklungen hat.
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