
Artist | WALTARI |
Title | Release Date |
Homepage | WALTARI |
Label | DOCKYARD 1 |
Leserbewertung |
Die skandinavische Wundertüte ist wieder da. Über 70 Minuten lang. Die neue WALTARI mit einem gewohnt putzigen Titel. Das Dockyard 1 Debüt „Blood Sample“ konnte mich ehrlich gesagt nicht nachhaltig überzeugen, aber auch im 21ten Jahr des Bandbestehens darf man sich ja noch lernfähig zeigen. Zumindest quantitativ langt man in die Vollen, wobei mit „Cityshamaani“ gleich mal ein 37 minütiges Epos in 5 Parts auf dem Silberling gelandet ist. Das Kernstück der neuen VÖ, die ansonsten wieder ein buntes Potpourri aus Zeit- und Musikgeschichte aufbietet. Lyrisches Kernthema: Das Ausleben der animalischen Triebe in einer aseptischen Technokratie, dem kann ich übrigens nur beipflichten.
„Get Stamped“ eröffnet den wilden Reigen als moderner Rocker mit präzisem Rocking, „Big Sleep“ folgt eher auf komplex proggigen Sohlen. Dem Titel entsprechend entpuppt sich „Let’s puke together“ als speedige Metal Hymne mit einigen fiesen Growls und aggressiver Double Bass. Und dann der überlange Schamane im Quintett Format. Alles enthalten, was man von den verrückten Finnen erwarten kann. Pop Appeal, heftige Parts, Raps, Beats und 70er Jahre Bombast Feeling (insbesondere im „Morning“ Teil). Alte Hasen denken da natürlich an die Death Metal Symphony „YEAH! YEAH! DIE! DIE!“ aus dem Jahre 1996, traumwandlerisch sicher kann man auch 11 Jahre später noch einen langen Spannungsbogen halten. Auch wenn der eine oder andere Part hoffnungslos anachronistisch klingt, aber so sind sie halt die WALTARIs – ein wenig nostalgisch. Und so gibt sich auch der Rest der neuen Kompositionen kaum eine Blöße zwischen AMORPHIS, JUDAS PRIEST und FAITH NO MORE. Aus der Reihe fällt natürlich noch die Zusammenarbeit mit dem finnischen Frauenchor VÄRTTINÄ, der mit fetten Beats unterlegt wurde und potenziell die Charts unsicher machen könnte.
WALTARI werden den Ruf als Kritikerlieblinge nicht verlieren, dafür sorgt diese recht ordentliche Scheibe in ihrer Diskographie problemlos. Doch die wohllöbliche Kauzigkeit wird auch dafür sorgen, dass ihnen der ganz große Durchbruch nicht mehr gelingen wird in dieser stromlinienförmigen Welt. Irgendwie auch ein Kompliment.
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