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WANDA - Niente

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Artist WANDA
Title Niente
Homepage WANDA
Label VERTIGO
Leserbewertung
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7.5/10 (2 Bewertungen)

WANDA aus Österreich sind ein echtes Phänomen. Oder wer hätte 2014 gedacht, dass der Wiener Schmäh des Fünfers derart einschlagen würde? Ich gestehe, dass ich da meine Zweifel hatte, aber Sänger Marco Wanda und seine Mannen haben mich mit ihrem Erstling „Amore“ eines Besseren belehrt. Das Debüt hielt sich spektakuläre 102 Wochen in den Ösi-Charts und konnte auch dieseits der Alpen die Charts entern. Der 2015er Nachfolger „Bussi“ schaffte es hierzulande bis auf die Position 5, wo auch der aktuelle Studio-Output „Niente“ dieser Tage zu finden ist. Von ausverkauften Konzerten in Österreich, Deutschland und der Schweiz ganz zu schweigen. Hunderttausende haben WANDA live bereits abgefeiert und auch mit „Niente“ wird sich das Quintett wieder auf den Weg machen und seinen leicht morbiden Charme versprühen, den auch die zwölf neuen Songs atmen.

„Weiter, weiter“ ist da wohl einfach das tanzbare Motto von Marco Wanda, Manuel Poppe (Gitarre), Christian Hummer (Klavier), Reinhold Weber (Bass) und Lukas Hasitschka (Drums), das natürlich im typischen WANDA-Mitschunkel-Sound vorgetragen wird, ehe die erste Single „Columbo“ mit coolem Groove übernimmt und mit der zweiten, reduzierteren Auskopplung „0043“ (übrigens die Auslandsvorwahl unserer Ösi-Nachbarn) an die traurig-schöne Kindheit in der Alpenrepublik erinnert wird. „Lieb sein“ ist wieder einer dieser seltsam beschwingten Songs, für die WANDA gefeiert werden – inklusive eines Textes, der ebenso kennzeichnend ist für die Österreicher. Das beschwingte „Wenn Du schläfst“ nimmt den „0043“-Faden noch einmal auf und auch mit dem rhythmusbetonten „Schottenring“ schwelgen WANDA in der Vergangenheit. Weiter geht’s mit „Lascia Mi Fare“, das deutlich optimistischer daherkommt und mit einem im italienischen Idiom vorgetragenen Refrain gefällt, in dem auch das „Niente“ vom Albumtitel vorkommt. Mit Ende 20 scheinen die Jungs jetzt „Das Ende der Kindheit“ einläuten zu wollen, dürften mit ihrem melancholischen „Cafe Kreisky“ einen Run auf die Wiener Bar-Institution auslösen und wenn der Herr Wanda für sich reklamiert, ein „Einfacher Bua“ zu sein, erreicht er damit unter Garantie das Herz seiner Fans. Statt opulenter Sechssaiter prägen Klavierakkorde und schwermütige Streicher „Ein letztes Wienerlied“ – der Text ist übrigens im Original von Kurt Robitschek, der vor den Repressalien der Nazis 1933 in die USA emigrierte und ihn in den 40er-Jahren für den KZ-Häftling Hermann Leopoldi schrieb. Mit WANDAs Musik ist stets auch eine gewisse Todessehnsucht verbunden, die beim finalen „Ich sterbe“ ihren vorläufigen Höhepunkt erfährt. Was soll ich sagen? Sterben kann so schön sein!

Ja, WANDA sind ganz offensichtlich gerade recht traurig, „Niente“ strahlt nicht unbedingt die bier- und weinselige Stimmung der beiden Vorgänger aus, aber gerade das macht den besonderen Reiz des dritten Silberlings aus. Alles andere wäre eh schlicht  Stillstand gewesen und so etwas erwartet man von den Wienern ja nun wirklich nicht. Stattdessen gibt es Balladen und energiegeladene Songs in einem ausgewogenen Verhältnis, sodass auch der nächsten Live-Gig-Eskalation nichts im Wege steht.

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