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WELLE:ERDBALL - Der Kalte Krieg (CD/ DVD)

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Artist WELLE:ERDBALL
Title Der Kalte Krieg (CD/ DVD)
Homepage WELLE:ERDBALL
Label SPV
Leserbewertung
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5.7/10 (9 Bewertungen)

Nachdem des Erdballs Wellen kürzlich erst als Teil der FUNKHAUSGRUPPE von sich reden machten, gehen die notorischen Weltverbesserer nun wieder mit eigenem Material an den Start, wobei sich der Begriff „eigen“ in diesem Fall eher auf die Herangehensweise bezieht, denn überwiegend enthält „Der Kalte Krieg“ ziemlich absurde Cover-Versionen. Als Anhänger des C64-Heimcomputers ist man logischerweise auch ein Kind der 80er Jahre, die neben scheußlichen Modetrends und verteufelt guter Musik politisch ein eher zweifelhaftes Vergnügen waren. NATO und Warschauer Pakt standen sich unerbittlich im Wege und in den jeweiligen Regierungen hatten Betonköpfe das Sagen. Man musste quasi ständig Angst haben, dass einem der „Himmel auf den Kopf fällt“, um mal in den Fundus der Populärkultur zu greifen.

Honey, A.L.F. und Co. haben diese Themen aufgegriffen und ein schräg-kultiges Potpourri der Klangkunst daraus gemacht. Zu finden wären Neuauflagen alter Klassiker („Starfighter F-104S“/ „Amerika“ – lagen mir beide nicht vor), 2 exklusive Songs im typischen W:E-Stil („Titelsong“ und das fluffig mitsingbare „Deutsche Liebe“) sowie überwiegend die oben angesprochenen Neu-Interpretationen, deren Auswahl mindestens „eigenwillig“ zu nennen ist. Da hätten wir beispielsweise „UNSERE“ Nicole, die vor „UNSERER“ Lena als einzige den Grand Prix de la bla bla gewinnen konnte mit dem unsäglichen Siegel-Schmachtfetzen „Ein bisschen Frieden“. Hier kongenial als nach hinten raus immer mehr zum Elektro-Pogo mutierenden Stomper umgesetzt. Dabei fällt auf, dass die Original-Lyrik in diesem Kontext glatt ins Schwarzkittel-Genre passt und beispielsweise bei BLUTENGEL nicht weiter auffallen würde. Sehr geschmackvoll die Wahl von CAT STEVENS‘ „If you want to sing out“, bei dem sogar Gitarren erklingen, was den Sound der Welle ungemein bereichert. Der Cineast denkt natürlich sofort an die außergewöhnliche Liebesgeschichte „Harold und Maude“, die bis heute unerreicht ist. Mein eigenes kleines Herz hängt allerdings am meisten an Karl, dem Käfer, der damals sogar durch die Hecksche Hitparade fliegen durfte (sehr skurril) und der noch heute auf einer Single bei mir im Keller wohnt. Herrlich naiver GRÜNEN-Titel der Gründerjahre von Öko Freaks vorgetragen. Die Faszination des James-Bond-Themas erschließt sich mir auch in dieser Version nicht so ganz, während man mit „Feuerwerk“ (vom TRIOristen Stephan Remmler und einer Dame namens Nina, die eigentlich Angela hieß) wieder ins Schwarze getroffen hat.

Da mir Hidden Track, Hörspiel und Bonus Live-DVD für die Rezension unterschlagen wurden, kann ich mich allein auf die musikalischen Basis-Ergüsse stützen, die von der jahrelangen Erfahrung der WELLE:ERDBALL in Punkto Produktion und Arrangements nur profitieren. Auch die eingestreuten Samples zum Verhalten bei Nuklearen Katastrophen („gehen sie in den Keller und beruhigen sie ihre Liebsten“) versprühen diesen herrlich naiven Charme der atomaren Gründerzeit, der bei näherem Fleischbeschau eine sehr zweifelhafte Morbidität versprüht. So ist es auch mit dieser Veröffentlichung an sich. Unterhaltsam, kultig, naiv-charmant irgendwie aber doch in Teilen auch ein abgestandener Restehaufen der analogen Minimal-Industrie. Die WELLE:ERDBALL muss aufpassen, dass sie sich nicht in ihrer eigenen Diskographie verzettelt und lieber mal wieder originäres Material auf den eh schon übersättigten Markt werfen. Dennoch für Fans und Zeitzeugen eine lohnenswerte Anschaffung!

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