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WILLIAM FRIEDKIN - Der Exorzist (Blu-Ray)

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Artist WILLIAM FRIEDKIN
Title Der Exorzist (Blu-Ray)
Homepage WILLIAM FRIEDKIN
Label WARNER
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Anfang der 70er Jahre drehte William Friedkin seine beiden besten Filme, welche in die Filmgeschichte eingehen sollten. Beide haben auch heutzutage nichts von ihrer ursprünglichen Intensität verloren. Der eine ist der mit Gene Hackman und Roy Scheider vorzüglich besetzte Polizeifilm „The French Connection“ – der andere einer DER absoluten Horror-Klassiker schlechthin: „Der Exorzist“.

„Mehr noch als das, was wir zu sehen bekommen, beeindruckt uns das, was wir nicht sehen.“ So steht es in dem mitgelieferten Booklet (bei Produkten der Warner Brothers eine Seltenheit) der neuesten Version/ Veröffentlichung von Friedkins „Der Exorzist“ (auf Blu-Ray und DVD – jeweils als Doppel-Disc), der von Kritikern zum erschreckendsten Film aller Zeiten gekürt wurde. Das Zitat bezieht sich auf einige subtile Stilmittel, welche der Regisseur zusätzlich in seine 2000er Version hinzugefügt hat. Aber auch in der alten Kinofassung (welche erfreulicherweise gleich mitgeliefert wird – und, das ist das wichtigste, in ihrer alten Synchronfassung) waren diese schon vorhanden. So wird für Sekundenbruchteile immer wieder eine Dämonenfratze eingeblendet (David Fincher hat dieses Suggestionsmittel in „Fight Club“ wiederholt – hier wurde allerdings der von Brad Pitt verkörperte Charakter immer wieder kurz eingeblendet).

Durch dieses Instrument hat sich der Dämon auch in unserem Innersten eingenistet und hierdurch Scharen von Kinogängern erschreckt und (glaubt man damaligen Berichten) in Ohnmacht fallen lassen. Nur wenige Filme können von sich behaupten, auch Jahrzehnte nach ihrer Herstellung das Publikum zu beeindrucken oder gar zu erschrecken. Schaut man sich heutzutage alte Dracula-Verfilmungen der Hammer Studios an (damalig das Maß aller Dinge, was Gruselfilme anbelangte), könnte man diese teilweise heutzutage problemlos im Kinderprogramm zeigen. Nicht so Friedkins Teufelsaustreiber!

USA, 20. Jahrhundert, Anfang der siebziger Jahre. Die zwölfjährige Regan macht plötzlich unheimliche Transformationen durch. Sie hält obszöne Reden, spricht mit tiefer Stimme, auf ihrer Haut erscheinen hässliche, eiternde Wunden und Gegenstände und Möbel in ihrer Umgebung entwickeln ein gefährliches Eigenleben. Ärzte und Psychiater, die das Mädchen untersuchen, stehen vor einem Rätsel. In ihrer Verzweiflung wendet sich die Mutter an die Kirche. Hier kommt Vater Karras ins Spiel und stellt auch gleich die richtige Diagnose: Regan ist von einem Dämon besessen! Nur ein Exorzismus kann Abhilfe schaffen. Pater Merrin, ein erfahrener Exorzist, wird gerufen und macht sich sogleich an die Arbeit. Er stirbt jedoch bei der Arbeit an einem Herzanfall, bevor er seine Aufgabe vollenden kann. Sein junger Kollege Karras, der dem Exorzismusritual bislang eher skeptisch gegenüber stand, übernimmt…

Zugegeben – die Story des Films hört sich eher banal an und bei dem Namen Pazuzu denkt man eher an eine Figur aus einer Kinderserie (in Matt Groenings „Futurama“ besitzt Prof. Hubert Farnsworth einen fliegenden Wasserspeier, der denselben Namen trägt) . In Wahrheit handelt es sich aber um einen Dämon der sumerischen und akkadischen Mythologie (den auch eine österreichische Black Metal Formation als Titel wählte).

„Er galt als Personifikation des Südostwinds und brachte Pest, Fieber und Kälte. Er wird als Sohn des Gottes Hanbi bezeichnet und wird mit hundeähnlichem Kopf, den Füßen eines Adlers, schlangenköpfigem Penis, einem Skorpionsschwanz und vier Flügeln dargestellt. Oft weist eine Hand nach oben, die andere nach unten, was in hermetischen Spekulationen der Neuzeit als Hinweis auf den Grundsatz: „Wie oben, so unten“ gedeutet wurde.“
(Quelle: Wikipedia).

Der Film selbst ist äußerst effektiv, meisterhaft gestaltet und hat nichts von seiner ursprünglichen Intensität verloren. Hier merkt man, dass Profis vor und hinter der Kamera gestanden haben. Ohne Zweifel ein absoluter Klassiker, der in keiner gut sortierten Sammlung fehlen darf. Millionen von Kinogängern in der ganzen Welt rannten damalig in die Lichtspielhäuser, um zu sehen, wie die von Pazuzu besessene Linda Blair den Leuten Erbsensuppe ins Gesicht spuckt und ihrer fassungslosen Mutter allerlei Obszönitäten entgegen schleudert. Glaubt man damaligen Augenzeugenberichten, war es zu dieser Zeit keine Seltenheit, dass Teile des Publikums aus dem Saal rannten, um sich auf dem WC zu übergeben, um kurz darauf sofort wieder ins Kino zu rennen, damit man ja nichts vom Film verpasst. Angeblich erlitt eine Frau sogar eine Fehlgeburt. Realer Horror oder einfach nur ein raffinierter Werbefeldzug? Wer den Film kennt, ist auf jeden Fall der Überzeugung, dass beides wahr sein kann.

Roman- und Drehbuchautor William Peter Blatty erzählt eine universelle Geschichte über den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Dies aber in einer so findigen Art und Weise, dass jeder Zuschauer mit der Hauptprotagonistin mitleiden und sich sogar mit ihr identifizieren kann. Was könnte schlimmer sein, als dem personifizierten Teufel leibhaftig gegenüberzustehen? Doch wenn es sich um keinen Beelzebub mit Hufen und Hörnern handelt, sondern seine eigene kleine Tochter, die man über alles liebt und die nun unter der Fuchtel einer eigenartigen fremdartigen Kraft zum gewalttätigen Untier mutiert ist, dann ist man natürlich noch stärker betroffen. Allein der Zwiespalt zwischen dem kleinen süßen Mädchen zu Beginn des Films und der grauenhaften Figur, zu welcher sie im weiteren Verlauf mutiert, ist schon erschütternd genug. Es war auch recht klug, aus Regans Mutter eine Heidin zu machen, die nicht an den Teufel glaubt, und Vater Karras anfangs in eine Glaubenskrise versinken zu lassen, die ihn sogar an seiner Berufung zweifeln lässt. Doch jetzt, da Regans Mutter den Horror direkt vor sich sitzen hat, beginnt unabwendbar auch ein Glaubenskampf in ihrem Inneren. Wenn es so etwas wie den Beelzebub gibt, dann muss es wohl auch eine gegenteilige Macht, einen Schöpfer geben und dann ist eine Teufelsaustreibung vielleicht tatsächlich die letzte Handhabe, um Regan zu erlösen. Durch diesen inneren Hader der Hauptpersonen erreicht es der Film gleichsam, auch die Zuseher zu packen, welche dieses Thema vielleicht gern als gottgefälligen Unsinn abgestempelt hätten.

Der eigentliche Exorzismus selbst (am Schluss des Films) zählt wohl zu den packendsten, erschreckendsten und nervenaufreibendsten Minuten der Filmgeschichte überhaupt. Allein die letzten Minuten sind vermutlich unerträglicher als alle Schlitzerfilme zusammen, welche heutzutage das Kino bevölkern. Sensationelle Headlines hinsichtlich der Erbarmungslosigkeit von Filmen, wie wir sie beim Start von „Hostel“ und Konsorten massenhaft lesen mussten, erscheinen in Hinsicht auf wirklich unheimliche Horror-Klassiker wie „Der Exorzist“ (oder „The Fog“ von Carpenter) fast schon grotesk. In erster Linie funktioniert der Film weniger durch seine Stimmung als vielmehr durch die unvergleichliche Maske von Dick Smith, die gruseligen und basslastigen Soundeffekte und den Score von Jack Nietzsche. Mike Oldfields „Tubular Bells“ ist noch das bekannteste Stück aus dem Film (wenngleich auch nicht ausschließlich für diesen Film komponiert). Die schleim- und Kotzespuckende, vom Teufel besessene Regan ist schon Angsteinflössend, und auch den damals 44-jährigen Max von Sydow in den drogensüchtigen, alten Father Merrin zu verwandeln, ist eine maskenbildnerische Meisterleistung, die ihres gleichen sucht.

Jetzt liegt also die bislang ultimative Veröffentlichung dieses Kultfilms vor. Die Blu-Ray ist ein Produkt, wie man es sich als Fan nur wünschen kann. Perfekter ist da nur die US-Ausgabe. Sie kommt im formschönen Collectors Book daher. Bei der deutschen Veröffentlichung finden wir die Amaray in einem Pappschuber wieder. Erfreulicherweise blieb der Pappschuber flatschenfrei. Nur der Einleger wird durch den FSK-Flatschen verunstaltet. Ich warte da mal Eigenkreationen aus dem Internet ab und werde diese dann zukünftig verwenden. Wie schon oben bemerkt, liegt dem Film sogar ein Booklet bei, in dem auf die Macher, die Hintergründe bei der Entstehung des Films und auf die filmgeschichtliche Einordnung des Werks eingegangen wird. Zusätzlich erhält man noch Informationen über das im Film dargestellte Exorzismus-Ritual und über moderne Legenden, die sich um ihn ranken.

Wie auch schon erwähnt, findet man beide Versionen dieses legendären Horrorfilms vor, wenn man sich schließlich den eigentlichen Discs zuwendet. Zum einen die originale Kinoversion von 1973 (deutscher Ton leider nur in Mono, aber wie gesagt dafür im Original), zum anderen den zwiespältig aufgenommenen „Extended Director’s Cut“ (deutscher Ton in DD 5.1, dafür aber mit Neusynchronisation). Disc 1 hat brandneues Bonusmaterial zu bieten. Disc 2 kommt mit dem DC-Bonusmaterial aus dem Jahre 2002 daher.

Hier die Detailangaben:
Disc 1
Audiokommentar von Regisseur William Friedekin
Dreiteilige Dokumentation:
„Raising Hell: Die Dreharbeiten“ (30:03 Min.)
„Der Exorzist Drehorte: Georgetown damals und heute“ (8:30 Min.)
„Gesichter des Bösen: Die verschiedenen Version von „Der Exorzist““ (9:52 Min.)
USA-Kinotrailer:
Extended Director’s Cut (2:01 Min.)
Unsere tiefsten Ängste (1:37 Min.)
TV-Spots:
Spannender denn je (0:16 Min.)
Angsteinflößender denn je (0:31 Min.)
Rückfälle (0:32 Min.)
Radio-Werbung:
Der Teufel höchstpersöhnlich (1:03 Min.)
Unsere tiefsten Ängste (0:34 Min.)

Disc 2
Audiokommentar von William Friedkin
Audiokommentar mit Sound-Effekten von William Peter Blatty
Skizzen und Storyboards (selbstlaufend, 2:45 Min.)
USA-Kinotrailer:
Vollkommen unerwartet (1:44 Min.)
Jenseits allem Verständnis (0:29 Min.)
Das Aufblitzen (1:39 Min.)
TV-Spots:
Jenseits allem Verständnis (0:33 Min.)
Auch du kannst den Exorzist sehen (0:31 Min.)
Zwischen Wissenschaft und Aberglaube (1:01 Min.)
Der Film, auf den alle gewartet haben (1:01 Min.)
Einleitung von William Friedkin (2:15 Min.)
Dokumentation in Spielfilmlänge: Die Angst vor Gott – The making-of The Exorcist (77:09 Min.)
Interviews mit William Friedkin und William Peter Blatty
Die Originalfassung (0:55 Min.)
Die Treppe zum Himmel (5:37 Min.)
Original Ende (1:42 Min.)

Die Bildqualität überrascht den Zuschauer in äußerst positiver Art und Weise: Der Bildtransfer ist sehr schön, klar und vor allem scharf – einfach nur perfekt. In manchen Szenen ist zwar eine leichte Körnung vorhanden, was aber überhaupt nicht stört. Der Sound unterstützt den Film in geeigneter Art und Weise – es kommt auf jeden Fall echtes Kinofeeling auf (mit entsprechendem Equipment).

Am Ende möchte ich einen begeisterten Käufer aus dem Internet zitieren, dessen Meinung ich in jeder Zeile teile:
„Ich halte die Blu-Ray in den Händen und bin bisher begeistert. Soviel Bonus und Top-Verpackung gibt es sonst bei Warner eigentlich nicht, aber „Der Exorzist“ ist natürlich auch ein beinharter Über-Klassiker des Studios. Ein dickes Paket, welches Warner da geschürt hat. Insbesondere die Tatsache, dass man nun endlich auch die Original-1973-Fassung in HD hat, ist jeden EUR dieses Kaufs wert.“

Fazit: Kaufen, staunen und geniessen!

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