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WITHERING - Gospel of Madness

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Artist WITHERING
Title Gospel of Madness
Homepage WITHERING
Label FIREBOX
Leserbewertung
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Kann man einer Band vorwerfen, ganz bei sich zu bleiben? Natürlich will kein sich ernst nehmender Musiker irgendwelchen Erwartungen entsprechen und damit seine Vision auf dem Altar der Öffentlichkeit opfern – doch wer sich Regeln und Ratschlägen entzieht, auf die Meinung Aller scheißt und Kritik grundsätzlich als subjektive Verirrung verwirft, braucht eigentlich nicht mehr als genau eine Platte zu pressen. Dennoch entsteht Kunst im Idealfall eher durch Zufall denn durch Zielgerichtetheit, quasi als Nebenprodukt, und genau so verhält es sich auch bei WITHERING.

Deren „Gospel of Madness“ ist ein mutiger Entwurf, sowohl für die Band als auch für Firebox Records, die man eher von tonnenschweren, tränentiefen Doom-Exerzitien kennt und die sich hier weit von der Sicherheit und Geborgenheit von Heim und Herd entfernen. Womit gar nicht einmal gemeint sei, dass die Band mit futuristischen Experimenten oder enigmatischen Abstraktionen aufwartet – vielmehr findet in den elf dargebotenen Stücken lupenreiner, melodischer Death Metal statt, allesamt Songs mit Anfang und Ende, klar erkennbaren Strophen und deutlich herausgearbeiteten Refrains und die musikalischen Motive, die Gitarist Mika Korhonen (zugleich alleiniger Songschmied) immer wieder locker aus dem Ärmel schüttelt, kann man schon nach dem ersten Hördurchgang mitpfeifen. Das Distanzierte und Eigenbrötlerische liegt vielmehr in der völligen Verweigerung von Abwechslung oder Überraschung; statt die Fühler und Antennen nach verwertbaren Fremdeinflüssen auszustrecken, ziehen sich WITHERING lieber in ihr warmes Schneckenhaus zurück und versiegeln den Eingang mit einem schwertbewappneten steinernen Wächter. So kommt es denn, dass Selbstreferenz und sogar stumpfe Wiederholung an der Tagesordnung stehen, man eigentlich eigenständige Tracks mit dem ewig gleichen Riff bestückt und von auflockernden Breaks oder Variationen im Klangbild nichts wissen will – wenn man einmal von der an einigen Stellen ausgepackten akustischen Klampfe absieht. Andererseits entsteht durch diese Ignoranz eben auch das fesselnde Gefühl, in einen ganz eigenen Mikrokosmos hinabzusteigen und entfaltet die Musik oft gerade durch ihre Unbeirrbarkeit Schönheit und Trance. Und das in bester PARADISE LOST-Manier rockende „Penance“, der frische Wind von „Northern Breeze“, sowie das doch an letzter Stelle stehende „Not yet the last“ sind ganz einfach superb.

Der Sänger heißt Raimo Crazyhorse und obwohl seine Stimme nichts mit NEIL YOUNG gemeinsam hat, erinnert diese musikalische Wurzelbehandlung, dieses Penetrieren ein und desselben Nerves durchaus an dessen stoische Begleitband. Auch bei der wird das Wunder in der Introspektion gesucht und dort wie hier versteht man es, dem Hörer um so näher zu kommen, je weiter man sich von ihm entfernt. Man kann WITHERING also Vieles vorwerfen, nur nicht, sie blieben ganz bei sich selbst – denn genau daraus entsteht ihre Kraft.

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