
Artist | YONDER BOYS |
Title | Acid Folk |
Homepage | YONDER BOYS |
Label | BLUE WHALE RECORDS |
Leserbewertung |
Eigentlich würde man eine Kapelle wie die YONDER BOYS nicht in Berlin erwarten, andererseits ist die bundesdeutsche Hauptstadt ein Treffpunkt für Künstler aller Herren Länder und so verwundert es letztlich doch nicht, dass eine Americana-Band, die traditionellen Folk mit Rock, Latin, Pop und psychedelischen Einflüssen vermischt, ihre Homebase an der Spree hat. Die Combo besteht aus dem Gesangsduo Jason Serious (USA – Gesang, Gitarre) und David Stewart Ingleton (Australien – Gesang, Banjo), das bereits als Support für BILLY BRAGG, THE WOOD BROTHERS, TIMBER TIMBRE, OTHER LIVES und NATHANIEL RATELIFF aufgetreten ist. Zu den beiden Herren gesellte sich der chilenische Multi-Instrumentalist Tomás Peralta mit Kontrabass, Mandoline, Schlagzeug, Banjo, Gitarre, Keys und Gesang. Die YONDER BOYS kommen somit von drei verschiedenen Kontinenten, haben sich jedoch in Deutschland kennengelernt und ihr Bandname könnte insofern kaum passender gewählt sein: Jeder von ihnen hat sich weit weg von zu Hause (‚way off yonder‘) auf die Suche nach einem neuen und anderen Leben gewagt. Dazu gehört natürlich auch „Acid Folk“, das Debütalbum der YONDER BOYS, das zehn Titel – acht Originalsongs und zwei Traditionals – enthält und vom gefeierten Produzenten Tucker Martine (DECEMBERISTS, AVETT BROTHERS, BETH ORTON, GREGORY ALAN ISAKOV) gemischt wurde.
Up-Tempo-Bluegrass-Nummern mit dichten Gesangsharmonien stehen dabei ganz oben auf dem Zettel des Trios (vgl. „Look At What You Done“ oder auch „High On A Mountain“), aber auch verträumten West-Coast-Sixties-Pop, der an die frühen BEACH BOYS erinnert, gibt es auf „Acid Folk“ zu hören. „The Great American Pussy Grab“ heißt das Stück, das einen satirischen Blick auf das politische Leben in den USA unter Trump wirft, während die schottische Ballade „House Carpenter“ von den YONDER BOYS einen psychedelische Neuanstrich erhalten hat. Das entschleunigte „Mosey On Down“ transportiert die Stimmung eines schwülen Südstaaten-Tages, ehe „Il Pesce Spade“ – die Ode an einen Schwertfisch – den Abschluss bildet. Es ist das erste Lied, das die Jungs auf ihrer gemeinsamen Tournee in Sizilien geschrieben haben. Sie wurden inspiriert von den Gesängen der FRATELLI MANUSCO und ihrer gekonnten Interpretation traditioneller sizilianischer Volksmusik.
Mit dem temperamentvollen „New Bohemians“ beschreiben sich die YONDER BOYS selbst eigentlich am besten. Sie servieren einen Musikmix, der mit ihrer Wahlheimat eigentlich so gut wie nichts zu tun hat, gleichwohl ist „Acid Folk“ eine absolut runde Sache, denn die Herrschaften verstehen ihr Handwerk und versprühen zudem jede Menge Spiel- und Lebensfreude. So macht Globalisierung Spaß!
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